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Essener Bauunternehmer als Wohnungsfabrikanten
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Seit Mitte des 19. Jahrhunderts produzierten und vermieteten private Bauunternehmer im großen Stil den in der aufstrebenden Industriestadt Essen und ihren Vororten dringend benötigten Wohnraum und erfüllten damit eine wichtige Funktion bei der Bekämpfung der Wohnungsnot. Ohne die Risikobereitschaft der Baubranche wäre die Entwicklung Essens zur Großstadt kaum möglich gewesen.
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Von Unternehmerpersönlichkeiten wie Hermann Elting, Johann Piekenbrock sen., Wilhelm Husmann, Theodor Fröchte oder Jakob Pegels wurde das Stadtbild geprägt und die Lebenswirklichkeit vieler Arbeiterfamilien in nicht unerheblichem Maße beeinflusst. Bauunternehmer-Häuser lassen sich noch heute in fast allen Essener Stadtteilen finden. Vor allem in Steele und im s.g. "Elting-Viertel" nördlich der Innenstadt (Haltestelle Am Freistein Kulturlinie 107) beeindruckt der denkmalgeschützte und zumeist vorbildlich restaurierte Hausbestand der Gründerzeit.
Die Zusammendrängung der Menschen in den Arbeiterwohnhäusern mit ihrer Hinterhofnutzung, den Toiletten auf dem Hof oder auf dem Treppenabsatz führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu heute kaum vorstellbaren hygienischen und sozialen Zuständen, die der völlig unzureichenden Rechtslage entsprachen. Mit einer stetig wachsenden Zahl an Baugesuchen konfrontiert, zeigten die zuständigen Behörden oft kein wirkliches Interesse an der Verbesserung der Wohnverhältnisse in den Arbeitervierteln.
Seit Anfang der 1890er Jahre bemühte sich die Stadt Essen, das Wohnungswesen zu reformieren, u.a. durch die Einführung einer Wohnungsinspektion. Der renommierte Stadtplaner Robert Schmidt sorgte ab 1903 für eine systematische und vorbildliche Neuausrichtung des Essener Städtebaus und der hier gültigen Bauvorschriften. Mit der Erschließung des Essener Westens und des Pollerbergshofes in Frohnhausen schuf er mustergültige Vorgaben für moderne und menschenfreundliche Arbeiterquartiere. An den national und international ausstrahlenden Reformvorhaben der Stadt Essen wirkten auch diverse Essener Bauunternehmer wie Carl Johannes Götte oder Wilhelm Pollerberg gt. Lange mit.
Literaturhinweis: Robert Welzel, Bauunternehmer als Wohnungsfabrikanten - Die Essener "Häuserkönige" und ihr Beitrag zur Stadtentwicklung 1850–1929, in: Essener Beiträge 124 (2011), Klartext-Verlag Essen
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